Showdown des deutschen Weines in der Mainzer Rheingoldhalle: Alljährlich im April, dieses Jahr am 29. und 30., lockt der Verband deutscher Prädikatsweingüter, kurz VDP, professionelle Weinhändler mit 170 hochkarätigen Weingütern aus allen Anbaugebieten. Zu probieren gab es für das interessierte Fachpublikum 1378 füssige Unikate aus dem Jahrgang 2012.
Nach der vorangegangenen, sehr schwierigen, verbandsinternen Diskussion über die Neuordnung des nun deutlich herkunftsbezogenen Qualitätssystemes des VDP, waren wir ebenso gespannt auf die Qualität im Glas wie neugierig auf die gedruckten Weinbezeichnungen der Etiketten. Doch was war das? Noch während wir zu ergründen suchten, welcher Nomenklatur die Neuerfindung der Qualitätsstrukturen zwischen Bodenarten, Phantasienamen, Flurbezeichnungen, Erste Lage-Symbolen und weiterhin verwendeten Prädikatsbezeichnungen folgt, wurden wir plötzlich von rechts durch ein völlig unerwartetes Problem überholt: Böckser!
Totgesagte leben länger! Offensichtlich bemühen nicht wenige Weingüter diesen durch Störung des Schwefelstoffwechsels der Hefe verursachten Weinfehler sehr erfolgreich dazu, Weinfreunden den Duft nach frischem Knoblauch als Terroir einzuschenken. Für uns riecht die niedrigste Oxydationsstufe des Schwefels, Schwefelwasserstoff, über alle Anbaugebiete hinweg gleich: nach Böckser eben, Punkt!
Dabei ist das Problem bestens erforscht. Mit dem Wissen aus der Forschung hat es die gesamte Weinbranche in den vergangenen 20 Jahren weitestgehend geschafft, mit viel Hirnschmalz und nicht unerheblichen Investitionen in aromaschonende Verarbeitungsmethoden, dass Problem sozusagen bereits an der “Gärungswurzel” zu vermeiden. Umkehrschluss: Wie Böckser provoziert werden können ist kein Geheimnis und damit auch keine Kellerkunst und schon gar kein Ausdruck des Terroir!
Über Geschmack lässt sich eben wunderbar streiten. Dionysos sei Dank, dass wir mit unserer Meinung nicht ganz alleine sind. Viele der Top-Weingüter teilen unsere Meinung und schenken uns Frucht, Rebsortencharakter und Terroir ins Glas.
Darauf haben wir gehofft. Hoffen wir nun, dass die geschätzte Journallie die Böckser nicht so hoch schreibt… Richtig, Sie ahnen schon, was wir sagen wollen!